Dienstag, 13. Mai 2014

Ausverkauf bei Forster-Rohner!

So etwas lässt sich natürlich eine Textilverrückte wie ich nicht zweimal sagen. Dort, wo sich der fast letzte Rest der St.Galler Textilbranche nicht mit Ach und Krach, sondern mit Bravour über Wasser hält. Dort wo Prada und Konsorten sonst ihre Stoffe bestellen, da soll ich nun in den Ausverkauf! Schluck - aber natürlich mach ich das.

Fahrt also nach St.Gallen mit Nachwuchs Nr. 2, die das übrig gebliebene Geld zählt, um herauszufinden, wie viel sie den ausgeben kann.

Der Ort empfängt mich erst einmal mit einem Schwall Historie- ich hab halt den Fimmel; Sticker, Weber, , Heim- und Fabrikarbeiter, Ausbeutung und Patrons. Das Haus, in dem meine Grosseltern gewohnt hatten, das Kutscherhaus neben der Villa Wahnsinn, einem gigantischen Teil zuoberst am Rosenberg, gebaut von zwei Textilbrüdern, die beide an eben diesem Bau und an der Wirtschaftskrise zugrunde gingen. Daher der Name! Das ist St. Gallen. Plus noch ein bitzli Kloster und Café Seeger.

Das ist im Fall nur ein Musterblätz


Forster-Rohner befindet sich auf der anderen Seite der Stadt. Nur noch wenige Parkplätze in der Umgebung, kein Wunder. Und jede Menge Frauen. Ebenfalls keines - Wunder, mein ich. Und endlos viele Spitzen. Wir graben uns durch Spitzenkartons. Die Versuchung ist gross. Einkauf von 15 Metern Baumwollspitze für Bettwäsche...



Tische mit Stoffen, zwischen 15 und 400 Franken der Meter. Da werd' ich nicht widerstehen können, aber dafür bin ich ja auch nicht hergekommen. Wenigstens für einen Jupe sollte es langen. Ich lass mir lange Zeit mit aussuchen. Derweil Nachwuchs 2 nochmals das Portemonnaie konsultiert. Das graue Lochmuster? Oder der auberginefarbene?
"Der graue ist ein Chanelstoff," sagt die Frau am Schneidetisch und "reine Wolle. Aber der andere auch". Es soll also reichen für einen Jupe. Das leiste ich mir jetzt.




Kurz vor der Kasse noch die Spitzenkragen. Die Rechnung fällt gnädig aus. Unschlüssig, ob ich nicht doch zuwenig einkaufe, ob mich das dann wieder ärgert - aber jedenfalls bin ich bei Forster-Rohner jetzt in der Kartei und bekomme ein mail vor dem nächsten Ausverkauf. Für ein eventuelles Chanelstöffchen, ein Stück Prada oder etwas Celine.  "Ach, man gönnt sich ja sonst nichts!" (Regieanweisung: seufzend den Handrücken auf die Stirne legen - kann man sich's vorstellen? Lebhaft)

Donnerstag, 1. Mai 2014

Der Sommer kommt

Das letzte Mal, als ich hier in diesen Blog geschrieben habe, kamen wir gerade von den Weihnachtsferien zurück. Jetzt ist Ostern vorbei und die Apfelbäume blühen!
Der März katapultierte mich gnadenlos in den Garten, plötzlich schien alles sehr schnell zu gehen. Und die älteste aller Gärtnerregeln besagt ja, dass das Unkraut in derselben Geschwindigkeit wächst wie Kraut. Man hätte manchmal gerne ein paar Heinzelmännchen oder-weiblein, die das einfach mal kurz erledigen.

Mittlerweile gibt es aber auch wieder Neues aus dem Atelier.

Manchmal hängt man an gewissen T-Shirts. Längst schon abgetragen und nicht einmal mehr lumpentauglich, und trotzdem schafft man es nicht, das eine Tischi wegzuwerfen. Einfach ein zu guter Schnitt. Nun habe ich auf einer Shoppingtour (so sagt man dem doch neuzeitlich?)  Leinenjersey gefunden; nicht teuer und eine wunderbare Sommerfarbe, eine Art hell-blau-grau...










Da fiel es mir plötzlich leicht, das alte Tischi zum Schnittmuster auseinander zu schneiden. Ein Häufchen Elend mit Ambition auf etwas Neues:




Das Kleid soll denselben Ausschnitt haben wie weiland das Leibchen, aber lang sein. Soll tragbar sein im Sommer einfach so, in der Übergangszeit mit Hosen drunter. Soll daher wahrscheinlich lange Ärmel haben - ich bin mir noch nicht so schlüssig....



Da ich es weit schwingend will, werde ich in der Mitte eine Naht machen und die ganze Stoffbreite brauchen. Hoffentlich reicht es noch für die Ärmel....



Es reicht! Auch wenn ich mich  nach Rücksprache mit Nachwuchs Nr.2, Fachgebiet Mode, für lange Ärmel entschieden habe, ganz lange. Sie werden an den Händen aufstehen. Das ist zwar nicht mehr der neueste Schrei, aber schön allemal. Sogar für Taschen  würde es reichen - die aber vermutlich mit diesem feinen Stoff gar nicht gut sind, alles nur ausbeulen und unschön machen. (Ich hab sie am Ende einfach vergessen.)
Ich hab also genäht, hab verzweifelt an der Nähmaschine herumgebastelt. Coverstich! Wenn das nun schon der Ferrari unter den Schweizer Nähmaschinen ist, warum funktioniert es dann nicht einfach auf Anhieb? Ja, ich hab es öfter mal liegen lassen - aber es ist fertig geworden. So fertig, dass ich es schon dreimal anhatte und bereits waschen musste. Von Hand natürlich - so ein Stöffchen. 
Das alte T-Shirt hab ich als Muster behalten, man weiss ja nie!




Und mein Label wird neuerdings so aufgenäht. Das hab ich in England aufgeschnappt.